Samstag, 2. Oktober 2010

Hola aus Villatuerta

Doch der Reihe nach. Gestern liefen wir, den ganzen Tag merklich herumalbernd eine wirklich Pipistrecke. Knapp elf Kilometer wieder von Zaraquiegui nach Puente de la Reina, froehlich Schlager schmetternd. Das Leben kann so schoen sein, wenn die Einwohner des Landes einen nicht verstehen und es voellig normal ist, bekloppt zu sein.

In der ersten Albuerge am Ort, die sich im Keller eines Hotels befand und wirklich sehr komfortable war, mieteten wir uns ganz dekadent ein Vierbettzimmer mit eigener Dusche. Und einer schoenen grossen Kueche. Also, nicht im Zimmer, die lag schon ein paar Meter weiter. Einer kulinarischen Phantasie folgend stuermten wir dann den Ort und kauften alles ein, was man so mit Hunger einkauft. Daraus wurde dann in der Folge ein wahrhafter Schmaus mit Gambas, Spagetti, Salat und Wein, den wir, weil viel zu viel, mit zwei jungen Canadierinnen teilten.

Gekroent wurde der Abend mit dem Babynator auf dem Zimmer auf Sat1, begleitet von
Automatenkeksen, Gummibaerchen, Kinderbueno und noch so Allerlei, was unser Kleingeld und der Automat im Flur so hergaben. Die Klassenfahrt dauerte also bis zum Einschlafen. Supertag. Kindertag. Wandertag.

Stefan und Birgit schnarchen uebrigens beide. Ich habe also mit ihr auch einen richtig guten Fang gemacht. Die Aufgabe hierfuer fuer mich koennte lauten: Gleichmut und tiefer Schlaf. Aufgabe bewaeltigt wuerde ich einmal sagen. Die Tatsache, dass wir grad zusammen laufen, wiegt doch deutlich mehr und solche Kleinigkeiten treten dafuer mal huebsch in den Hintergrund.

Heute morgen entschieden wir dann, dass die taegliche Kilometerleistung mal etwas angehoben werden muesste, weil wir sonst im Dezember noch nicht in Santiago eintroedeln. Und deshalb beschlossen wir, nach Estrella zu laufen. Unsere Reisefuehrer geben hier jedoch voellig unterschiedliche Informationen ueber die Laenge der Strecke. Der eine sagt neunzehn Kilometer, der andere ist schon fast bei vierundzwanzig. Und das ist ziemlich wichtig, bei ungefaehr achtundsechzig Grad im Schatten...

Die Laune war heute ueber den Tag schon deutlich unausgelassener. Jeder von uns stapfte ein wenig fuer sich selbst den Gedanken nachhaengend durch die beginnenden Weinberge des Rioja. Wunderschoene Gegend wenn einem nicht grad das Hirn nebenbei geduenstet wird.  Schlecht war die Stimmung jedoch nicht. Nur entspannt und individuell.

Als wir in Lorca an einem Brunnen jeder auf einer eigenen Bank liegend versuchten, wieder auszukuehlen, entschieden wir uns dann doch fuer die vier Kilometer kuerzere Variante und landeten hier. In  Villatuerta. Die Albuerge ist der Wahnsinn. Man fuehlt sich wie in einer Hippiekommune. Gefuehrt wird das Haus von Brasilianern. Es riecht ueberall nach Raeucherstaebchen. Draussen auf der Terasse haengen Haengematten zum chillen, es gibt eine Superkueche, die vollstaendig ausgeruestet ist, inclusive Kartoffeln, Obst, Gewuerzen undundund, es gibt tolle Duschen und einen Raum mit lauter Toiletten hinter Vorhaengen. Das Klopapier muss man sich am Eingang von einer Riesenrolle mitnehmen. Wie ich das finde, weiss ich noch nicht, zumal natuerlich auch alles nicht nach Geschlechtern getrennt ist. Aber was hier rumlaeuft, scheint ganz nett.

Nach der guten Kocherfahrung von gestern, hat sich heute Stefan in die Kueche gestellt und eine tolle Gemuesesuppe gezaubert. Und weil die Menge mal wieder deutlich ueberzogen war, haben wir Jaqueline und Alberto, denen wir schon ein paar Mal auf dem Weg begegnet sind, eingeladen. Die arme Jaqueline ist total von Wanzen zerstochen. Sie glaubte, dass es in jeder Herberge welche gaebe. Wir haben sie dann zart darauf hingefuehrt, dass es sein koennte, dass sie ihre eigenen Wanzen mitbringt und diese jede Nacht aufs neue fuettert.

Jetzt hat sie all ihr Hab und Gut in den Trockner gepackt und heizt den Biestern ordentlich ein. Die ist aber auch zerstochen. Und allergisch. Sie sieht ziemlich schlimm aus. Vorhin erzaehlte sie, dass sie ganz naiv in St. Jean mit mehr als zwanzig Kilos auf dem Ruecken startete. Mittlerweile hat sie dann doch deutlich ausgeduennt. Alberto aus Rom hat das gleich am Anfang anders geregelt. Dem ging naemlich am zweiten Tag der Rucksack kaputt, so dass er all sein Habe im Arm in den naechsten Ort mit Rucksackverkauf tragen durfte. Ich schaetze, er hat sich schon mal weniger albern gefuehlt als in der Situation.

Und jetzt sitzen sie alle draussen auf der Terasse, trinken Bier, Wein und Brause, und lassen den Tag schoen ausklingen.

Mein Knie macht nur noch nach wirklich bloeden Abstiegen Mucken. Das kommt auch noch das eine oder andere Mal vor, ich hatte mich zu frueh gefreut, aber gegen das was war, ist das jetzt Zucker. Als weiteres Handycap hat sich mein Koerper jetzt eine Ansammlung von Aphten auf der Zunge einfallen lassen. Das tut so weh, dass ich teilweise weder sprechen noch essen oder atmen moechte und die ganze Zeit die Zunge wie eine behinderte Katze heraushaengen liess.

Mittlerweile habe ich mir aber in der Apotheke eine Creme fuer zahnende Babys gekauft und erfreue mich nun einer erbaulich betaeubten Zunge und sabbel die anderen beiden weiterhin zu.

Ansonsten denke ich schon viel mehr als in den ersten Tagen. Was genau, das wuerde hier ein wenig zu weit fuehren. Ich bin immer wieder verwundert, was ein Mensch so leisten kann.

Wir sind schon Wundertiere.

Apropos Tiere: hier laeuft ein Hund rum, der ungefaehr so gross ist wie ein Kalb. Was fuer ein Tier. Ich wusste ja, dass Doggen gross werden, aber so...

Wow.

4 Kommentare:

  1. hallo bine,
    ich bin gut erholt aus der internetfreien zone zingst auf dem darß zurück. und dank der vielen funklöcher auch total entspannt. schön, mal nicht immer erreichbar zu sein. daher hab ich erst jetzt deine berichte gelesen und zwar alle auf einmal! ich habe mich prächtig amüsiert und freue mich auf jedes weitere wort. ich gedanken bin ich bei dir. alles liebe deine (uschi)sandra

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  2. nochmal nachträglich zum thema schnarchen:
    ES GIBT KEIN MITTEL DAGEGEN!!!!!
    naja, doch, eins gibt es - den schnarcher wach halten
    nachteil - man bleibt selber wach
    wenn meike und du das kategorisieren wollte, sag bescheid. die meisterin der schnarchvariationen liegt jede nacht neben mir! habe schon oft ueberlegt das aufzunehmen, um es der nachwelt zu erhalten.

    weiterhin alles gute :)

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  3. Ey Langer,
    Maren wollte das Schnarchen Kategorisieren;-)bei mir schnarcht keiner und wenn, dann erledige ich das;-) Von mir gibt es im Übirgen eine 1A -Aufnahme..ich konnte es selbst kaum glauben..
    Schöne Woche
    Meike

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  4. oups! sorry meike ;)
    zum glück schnarche ich NIE!!!
    (auch wenn mein schnarchmonster neben mir anderes behauptet^^)

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