Mittwoch, 10. November 2010

Lesson two

Äusserst hungrig nach Hause kommen, ist nicht unbedingt das Erfolgsrezept für den Plan, etwaig abgelaufene Kilos auch weiterhin in konstanter Abwesenheit zu halten. Direkt nach der Arbeit einkaufen gehen, ebenfalls hungrig, ist ebenfalls eine ganz ganz schlechte Idee.

Wegen diesem leicht vernunftsgedämpften aber leider nicht zu unterdrückenden hektischen Kaufzwang, habe ich jetzt Aioli im Kühlschrank, Nordseekrabbensalat, Salsabaguette, Weinblätter  undundund. Ohne Vernunft hätte ich jetzt noch Pizza, Vanille-Eierliköreis, Schokoriegel, Hering in Sahnesauce. Ich finde, ich habe mich gut gehalten dafür, was so möglich wäre.

Und davor, nicht alles auf einmal in mich reinzustopfen, weil ich nicht abwarten will, bis irgendwelche Kohlehydrate in Wasser gar werden, stand ein Schüsselchen Feldsalat, den ich, mich mit einer Hand noch aus der Jacke schälend, schon mit Zwiebeln und Tomaten spickte, derweil meine linke Wade eine Vinaigrette mixte, auf dass ich direkt in dem Moment, wo ich in abendliche Klamotte geschlüpft bin (Schuhe aus), das erste grosse Hüngerchen stillen könne.

Kommen wir also zu Lesson two: Feldsalat aus dem Supermarkt sollte man auch waschen.

Das Gesicht eines Feldsalatessers, der, nachdem er eine Riesengabel Salat in den Mund geschoben hat, und mittels erkennungsdienstlicher Fähigkeiten der Zunge und des Hirns feststellt, dass das, worauf er da grad lutsch, nicht absichtlich und freiwillig in diesen Salat verbracht wurde, wirkt, wie ich im Selbstversuch feststellen konnte, nicht glücklich. Die Überlegungen, im halbdunklen Wohnzimmer sitzend, was das wohl sein könnte, sind ein guter Grund für eine leicht ins unentspannt tendierene Mimik.

In meinem Fall war es die Halterung für zwei Eicheln. Auch sonst sah der Salat bei näherer Betrachtung aus, als wäre er von irgendjemandem auf den Waldboden gekippt und grosszügig und grossräumig  wieder eingesammelt worden. 

"Super nachgedacht, Bine" dachte ich. "Warum kaufst du auch so einen unübersichtlichen Salat, der schmeckt dir noch gar nicht mal so toll...doof. Und Doofheit muss bestraft werden. Du isst den Mist jetzt auf. Finger weg vom Krabbensalat".

Also aß ich todesmutig weiter. Weil die Geräuschkulisse des Waldbodensandes mich aber von dem Ton der Reportage im Fernsehen abhielt, in welcher passenderweise gezeigt wurde, wie kasachische Hirten einen ganzen Schafkopf essen, auch sehr appetitlich,  und ich zudem auch noch von dem zunehmend glibberiger werdenden Feldsalat Fehlsignale in Richtung schleimige Waldbodengeschöpfe erhielt, sitze ich nun hier mit der großen zusammenfallenden Schüssel Salat und bin beleidigt.

Und darum wechsel ich jetzt das Programm. Kulinarisch und auch im Fernsehen. Dort gehts grad um den ersten Weltkrieg. Ich wechsel jetzt zur Supernanny. Vielleicht kann ich von ihr noch lernen, was ich noch alles waschen muss. Und dabei esse ich ein schönes Brot mit Nordseekrabbensalat.

Und Feldsalat esse ich nur noch im Restaurant. Oder gar nicht mehr.

Montag, 8. November 2010

Lesson one

Bine und Stefan schauen gemeinsam Fotos und landen bei diesem hier:

Stefan: Wow, das war in den Pyrenäen? Da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Wann hatten wir denn so einen schönen Blick?

Bine: Da muss man sich halt mal umdrehen :).

Fazit:  Immer nur "nach vorne schauen" und "den Augenblick leben" kann eine überdenkenswerte Idee sein, weil der Rückblick auch für anstrengende Zeiten entschädigen kann.

Samstag, 6. November 2010

Zuhaus

Am letzten Montag sind wir in Santiago eingelaufen und haben die Transformation zum Touristen erfolgreich hinter uns gebracht. Und seit gestern bin ich wieder zu Haus. Körperlich fit wie ein Turnschuh, ansonsten eher müde. Aber nach einem Tag ausschlafen ohne Schnarchen, Tütenkramen und spanischen Maschinenpistolunterhaltungen am morgen (hatte ich das schon geschrieben? Wenn der Durchschnittsspanier aufwacht und die Augen aufschlägt, geht gleichzeitig der Mund auf und er fängt an, laut und deutlich und schnell zu sabbeln. Das kann morgens um sechs in einem Schlafsaal ganz schön nerven, wenn es erst um halb neun so hell ist, dass man ohne Lebensgefahr losgehen kann), bin ich erholt und entspannt. In den nächsten Tagen werde ich noch ein paar Tage und Erlebnisse nachliefern.

Das war eine schöne Zeit. Danke an alle, die sie mit mir verbracht haben. Und danke denen, die bereitwillig sechs Wochen auf mich verzichet haben und dennoch mitfieberten. 

Sonntag, 31. Oktober 2010

Natuerlich

Das war ja klar. Ich stelle tausend tolle Fotos ein und das Foto, welches Ihr am meisten anschaut, ist das Halbnackedei von Birgit.

Schweinefreunde hab ich.

:)

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Fotos

Es ist vollbracht. Die Fotos bis gestern sind in dem Album unter BinesFotos oben rechts.

Puh.

Laaaangweilig

Boh ist mir langweilig. Heute habe ich einen Pausentag eingelegt, damit Pat und Birgit wieder aufschliessen und wir gemeinsam in Santiago ankommen koennen. Eigentlich war die Planung, den Tag gemeinsam mit David zu verschlonzen, aber der hatte dann heute morgen doch mehr Wanderlust als am Vorabend geahnt. Also sitze ich jetzt seit Stunden vor der Albuerge bzw. vor dem Computer, der gerade - anscheinend in muehevoller Handarbeit - versucht, die Fotos von meinem Handy in ein oeffentliches Album zu haekeln, damit auch Ihr Freude an den Bildern habt.

Ob das heute noch was wird, kann ich allerdings beim besten Willen nicht sagen. Der braucht ungefaehr zehn Minuten pro Foto. Wenn er gut drauf ist.

Also, Langeweile. Jeden Tag mehr oder weniger in Gesellschaft laufen und sich koerperlich zu betaetigen, hat doch auch etwas Befriedigendes. Jetzt untaetig herumsitzen, zwar wissend, dass ich die Zeit auch damit nutzen koennte, in der Stadt in der Sonne einen Kaffee nach dem anderen zu trinken und traege den vorbeipilgernden Massen zu huldigen, erscheint mir etwas unbefriedigend. Das ist wahrscheinlich fast wie arbeitslos sein. Ich trau mich gar nicht, irgendetwas zu essen, weil ich zum einen gar kein Hunger habe, und zum anderen heute doch noch gar nix getan habe, was hungrig machen oder gar Kalorien verbrennen koennte. Vielleicht sollte ich ein wenig im Kreis ueber die zwei Bruecken joggen, auf die ich von dieser Albuerge aus gucke.

Gaehn. Malnichtuebertreibenjetzt.

Eine echte Fiesta? Siesta? Na, wie auch immer. Pause halt. Und es sind immer noch knapp zweihundert Fotos nach, die hochgeladen sein wollen. Drecklahmes Ding hier.

Die letzten Tage waren uebrigens recht angenehm. Die Wanderungen gingen durch schoene, etwas unspektakulaere, weil irgendwie nach Hessen anmutende Landschaft von Tricastela  nach Sarria, wo wir, gemeinsam mit Chile und zwei Spanierinnen das Hostel bezogen, in dem es am Abend in einem Kaminzimmer eine Schnapsverkostung gab. Das Ergebnis war sehr unterschiedlich. Ich wuerde sagen, Deutschland lag in Haltung, Verfassung und Morgendanach deutlich auf Platz eins, auch wenn Rolf, der Radwanderer  im Brand seiner Tochter eine SMS schickte, dass sie Fluege suchen und nach Santiago kommen solle, die waeren hier alle nett und wollen sie  kennenlernen und Papa wuerde zahlen. Daher koennte Deutschland 2 wegen der Folgekosten noch im Rang abrutschen. Spanien hielt sich gut, zeigte aber  am Ende der Verkostung leichte Laengen und beendete den Abend mehrfach. Erst sich zu Bette verabschieden und dann noch zweimal auf "einen letzten" wiederkommen. Chile war onthejob noch aufrecht, in der Waagerechten dann aber deutlich der Lauteste von allen (Himmel, soo habe ich hier noch niemanden schnarchen hoeren, und ich bin immerhin mit Stefan hier runtergekommen) und hatte am naechsten Morgen den groessten Kopf und gem. den Angaben der Wanderpartnerin den ganzen Tag nicht gesprochen. Chile hat also verloren.

Soll keiner sagen, dass es hier keinen Wettbewerbsgedanken gibt auf dem Camino.

Von Sarria freute ich mich dann wieder weiter mit David hierher nach Portomarin, wo ich mich dann gestern Abend von der sehr angenehmen Spanienchiletruppe verabschiedet habe. Ich denke aber mal, dass ich sowieso einen Grossteil der Wandergruppen in Santiago oder Finisterra wiedertreffe. Ebenso wie den Abtruennigen, der wahrscheinlich einfach nur keine Lust hat, mit drei Weibern zu laufen. Kann ich ja auch irgendwie verstehen.

Und langsam naht das Ende. Eigentlich ist es echt schwer zu erklaeren, was hier mit einem passiert. Zwischendurch habe ich oft, besonders in Gedanken an die Arbeit zu Hause, gedacht: Biste eigentlich bescheuert? Was soll das eigentlich, hier 800 Kilometer durch Spanien zu laufen? Sagenhaft bloed, wuerde ich mal sagen. Den ganzen Tag nur aufstehen, anziehen, laufen, laufen, laufen, essen, laufen, laufen, laufen, duschen, essen, Waesche waschen, sich die ganze Zeit nur mit den Wahnsinnsfragen beschaeftigen "Gibts da n Trockner? Bettwanzen vs. Haengematratzen, Siffherberge, Verwahranstalt oder Herzlichkeit pur? Muss das morgens so kalt sein? Gibts da ne Heizung? Kocht jemand oder muss ich so ein bloedes Pilgermenue essen? Schnarcht der? Schon wieder bergab? Haelt der Fuss das diesmal aus (er haelt, bis jetzt...)? Wo ist eigentlich mein Shampoo? Hatte der Hund, mit dem ich eben gespielt habe eigentlich Floehe? Wieso muss der schon wieder pinkeln und ich nie? Wieso ist derdiedas da vorne mit einem Mal, der sollte drei Tage hinter mir sein? Wieso habe ich eigentlich fast immer gute Laune?

Ganz ehrlich, ich weiss es nicht. Alles nicht. Und sicher viel mehr dahinter und davor auch nicht. Ich weiss, dass ich mir wieder etwas naeher gekommen bin und einen Schritt weg von dem stetig Rationalisierenden und immer Toughen. Ich habe hier tolle Gespraeche gefuehrt, die ich nicht naeher ausfuehren brauche, aber ich habe mit vielen Menschen hier auf dem Weg zusammen gelacht, mit einigen zusammen geweint, und ich hoffe sehr, dass ich bis zum Ende der naechsten Woche noch einzwei gute Augenblicke mit den anderen haben werde.

Der Camino bringt  Leute allein dadurch, dass man in eine Richtung laeuft dazu, vertrauensvoller und offener auf andere Menschen zuzugehen. Unabhaengig von Kultur, Alter und Gestalt. Irgendwie sind alle gleich. Lustig soweit.

Jeder achtet auf jeden, es herrscht auf dem ganzen Weg eine unaufdringliche Fuersorge und Hilfsbereitschaft, die anzunehmen und zu geben erstaunlicherweise ziemlich leicht ist. Es wird bereitwillig geteilt. Sowohl das was man hat, als auch die Zeit.

Es gibt Menschen, die man sofort einpacken und mit nach Hause nehmen moechte und Menschen, die man gerne einen Abend sieht, aber sich ansonsten lieber aus dem Weg geht, weil die Chemie eben nicht bei jedem stimmen kann. Und die Englischkenntnisse verbessern sich staendig (nein, kein Businessenglisch :))  ).

Ich bin sehr gespannt, was ich in das "wahre" Leben mit rueberretten kann.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Drei Schloesser?

Guten Morgen aus Tricastela, tatsaechlich, auch wenn zufaellig, aus der gleichen Albuerge wie vor drei Jahren.

In Villafranca del Bierzo brauchte ich ein wenig "Auslauf" von den Maedelz, die sich mit Schmerzfuessen und Muedigkeit plagten. Ich wog eine Zeitlang die Fuersorge und den Gemeinschaftssinn gegen meine Wohligkeit ab und entschied mich, einmal etwas alleine zu gehen. Langsamer gehen als man moechte, ist naemlich viel anstrengender, als einen Schritt zu schnell zu gehen. Merken!

Also nahm ich morgens meinen Abschied und startete zunaechst in Begleitung eines aeusserst angenehm anzuschauenden und nebenbei auch noch recht netten chilenischen Rechtsanwalt, der allerdings aehnliche Problematiken aufwies wie Pat und Birgit. Er war mir stumpf zu langsam. Also ueberliess ich ihn einer sich von hinten anschleichenden Spanierin und zog langsam davon. Ein wunderschoener Tag war das. Zwar war die Wanderung fast nur ueber Asphalt, und es fing auch noch an zu regnen, aber der kalte Regen auf der warmen Erde roch toll und ich war ausgesprochen gut gestimmt.

Nach einiger Zeit lief ein aelterer Spanier in meiner Geschwindigkeit neben mir. Leider stellten wir fest, dass er nur a little Englisch sprach und ich ja mehr als etwas poco Spanisch. Was macht man dann? Genau, man bringt sich die andere Sprache bei. So verbrachten wir einzwei erbauliche Stunden damit, uns gegenseitig zu erzaehlen, was was ist. Ich habe nahezu alles wieder vergessen, aber die Zeit mit Mario erschien dadurch ziemlich kurzweilig. Ich fuehlte mich wie ein Kleinkind, welches ja auch sprachbarrierefrei durch die Welt geht.

In einer Bar stoppte ich dann fuer den Rabbit und kaufte mir noch einen Tee.....(Rabbit? Hatte ich das schon erzaehlt? Bei dem Jogi oben vor Astorga musste Pat mal fuer Koenigstiger und dafuer die Natur nutzen. Als sie wiederkam, sagte sie, dass sie Gesellschaft gehabt haette von einem Rabbit, der sie frecherweise beobachtete. Und als Birgit einem dringenden Gefuehl folgend auch das Unterholz suchte, fand auch sie einen Rabbit. Einen toten zwar, aber einen Rabbit. Also gehen wir jetzt for the rabbit.) und setzte mich zu einem Bulgaren, den ich auf dem Weg schon einzwei Mal gesehen hatte. Und mit Iwan lief ich dann den Rest nach La Faba hoch.

Ganz viel Abwechslung, viel allein, wenig allein, super soweit. Schade, dass ich Birgit und Pat nicht dabei hatte, aber die beiden werde ich schon wieder fangen. Heute ist ein kurzer Tag mit nur zwanzig Kilometern angesagt.

Abends in La Faba in der Bar und in der Albuerge trafen dann wieder alle moeglichen Menschen zusammen, unter anderem auch David aus Oesterreich, den ich allerdings schon kurz vor dem Cruz de Ferro, wo ich alle Sorgensteine auftragsgemaess mit entsprechenden Gedanken an die entsprechenden Mitgebenden niedergelegt habe (fuehlt Ihr es?) mit einem Mal auf dem Berg fand, Theresa, Santiago, der Rechtsanwalt (der heisst wirklich so), Dietmar, der den Weg nur noch aus Pflichtgefuehl zuende geht, Horst, der mit 76 Jahren superfit ist aber dazu neigt, alles, was er erzaehlt, zehn Mal zu erzaehlen, aber dabei so nett ist, dass ihm das auch keiner sagt, Reiner, der schon vor Monaten in Tuehringen losgelaufen ist, Mekjong, die uns mit koreanischer Suppe versorgte und zwei Spanierinnen.

Das war ein netter Abend.

Gestern nach La Faba lief ich den ganzen Tag mehr oder weniger herumalbernd mit David nach Tricastela, wo wir wieder den Santiago trafen, Katharina, die Eure Sorgensteine teilweise stueckweise trug und diverses neues Volk. Und jetzt sitze ich mit kalten Fuessen vor dem Computer und schuette Zitronentee in mich hinein und warte darauf, dass das oesterreichische Unterhosenmaennchen mit Bart, welches hier herumlaeuft und nicht gerade Wanderlust versprueht, in die Klamotten kommt :). Oh, jetzt kommt er mit Fruehstueck. Gutes Unterhosenmaennchen ohne Wanderlust.

Guten Hunger und einen schoenen Tag.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Entwarnung

Was gute Fuersorge, ein wenig Ruhe, Reis und Huehnersuppe und Eure Gute-Besserung-Wuensche doch alles ausmachen. Mir gehts wieder prima. Pat uebrigens auch.  Das Essen klappt wieder und nein, Bi, ich bring Dir den Hospitalero nicht mit. Der waere Dir auch zu alt. Aber nett war er.

Wir haben heute eine etwas gemaechliche Etappe von rund 18 Kilometer nach Astorga gemacht, um langsam wieder reinzukommen. Und das hat auch ziemlich gut geklappt.

Knapp sechs Kilometer vor Astorga, zu einer Zeit, in der wir normalerweise Picknick gemacht haetten, kamen wir ueber einen Huegel heruebergeschwebt und dahinter befand sich eine Scheune mit David. David aus Barcelona hat nach alter IndienJogimanier sein Leben dem Service und der Liebe gewidmet (und was fuer ein huebsches Bengelchen. Birgit und ich haetten das mit der Liebe gern etwas genauer genommen...*g) und dort eine Station mit Jogitee, Obst, Saft, Keksen undsoweiterundsofort aufgebaut und laedt jeden ein, die Behausung als eigenes Haus zu betrachten. Klar,eine Spende darf man geben. Muss man aber nicht.

Wie auch immer. Es war ein sehr erfrischender Mensch mit einer sehr schoenen Lebensidee und wir haben uns dort sehr wohlgefuehlt.

Jetzt sitze ich in Astorga in der Albuerge, die ich schon damals mit Meike zusammen besucht hatte und fuehle mich grad wie auf einem Revivaltrip. Aber diesen Gedanken werde ich ziemlich schnell verwerfen muessen, damit ich meinen beiden Mitwanderinnen nicht irgendwann richtig auf den Sack gehe :). Aber Du, Meike, wirst sicher noch ganz anders mitlaufen ab jetzt.

Alsdann, auf zur Stadtbesichtigung. Hier gibts den Gaudi-Palast. Einen Bischofspalast von dem Architekten Gaudi, welcher ein wenig aussieht wie im Maerchen.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Von wegen

morgen wieder gut....pfffhhhhh

Die ganze Nacht verbrachte ich erneut damit, mich zu entleeren. Ich bin voellig und total leer. Bis auf den Pfirsichsaft, den ich eben zum Fruehstueck getrunken habe. Da Pat immer noch wegen ihrer Erkaeltung schwaechelt, bin ich mit ihr nach Hospital de Orbigo gefahren und mache einen weiteren Tag Pause.

Ein wenig komisch ist es schon, wenn man sich selbst kaum auf den Beinen halten kann und die Begleitung in keiner Weise hilfreich ist, sondern auch nur neben einem herschlurft und einen die Entscheidungen treffen laesst.

So muessen sich Muetter fuehlen wenn sie krank sind.

Wir sind aber gut in der Herberge San Miguel aufgenommen worden, hier brennt ein Kaminfeuer und die Leute sind nett und hilfsbereit. Und wenn ich Glueck habe, bekomme ich in einer halben Stunde auch mein Bett.

Die arme Pat ist grad am Tisch in der Eingangshalle eingeschlafen. Ich schaetze, sie ist auch weniger gut drauf als sie zugibt.

...
Nachdem ich erschoepft ins Bett gefallen war und bis halb drei durchgeschlafen hatte, ging ich mich erstmal eine Runde entstinken. Wenn man schon leer ist, kann man auch so riechen finde ich. Pat wanderte ein wenig durch die Albuerge und kam dann wieder hoch, um mich abzuholen, weil dieser phantastische Hospitaliero, der hier den Laden fuehrt, meinte, die "Chica" sollte jetzt mal runterkommen, er habe Reis mit Knoblauch gekocht. Das waere gut fuer den Bauch.

Einfach so. Ich war ueberaus geruehrt, auch wenn er dann alle paar Minuten in die Kueche kam um mir zu sagen, dass ich mehr essen solle. Das waere gut. Und Saft gabs. Und danach zog er einen Stuhl an den Kamin und meinte, ich solle mich mal da hinsetzen, da waere es schoen.

Also, wenns mir bis morgen nicht besser geht, bleib ich ganz hier. :)

Aber es sieht gut aus. Auch wenn der Appetit noch nicht wieder da ist, vorhin fuehlte ich mich gezwungen, Gewuerzgurken zu kaufen. Und meine Mama weiss, dass das ein gutes Zeichen ist.

Montag, 18. Oktober 2010

Gaehn

Leon ist vorbei. Wir sind jetzt ein wenig herausgefahren aus der Stadt und befinden uns in einer Herberge, die ich wahrscheinlich schoen faende, wenn ich gerade ein paar Siffbuden hinter mich gebracht haette. Nach dem Luxustag wirkt das ganze ein wenig wie eine Turnhalle mit Raumteilern. Aber es ist warm, was mittlerweile wirklich wichtig wird, es ist sauber, und es befindet sich am Camino.

Mein Baeuchlein muckt noch ein wenig. Jetzt am Abend. So richtig was essen geht noch nicht. Aber ich bin sicher, dass es ab morgen wieder super wird. Die Ruhe hat gutgetan.

Uebrigens habe ich das Fotoproblem geloest. Ich habe zwar immer noch kein Ericsson-Kabel, aber ich habe mir eine Steckkarte wie die im Handy mit einem USB-Stick gekauft. Hervorragend. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wo ich die Fotos zwischenlagern kann, damit das Blog darauf zugreifen kann. Wenn alle Stricke reissen, lege ich einfach irgendwo ein oeffentliches Fotoalbum an und hinterlege hier das Passwort.

Aber nicht mehr heute. Fuer heute kommt mir ein alter Vers aus alten Tagen in den Sinn: Aber heute lasst mich schlafen, heute bin ich mued und klein. Gestern bin ich stark gewesen, morgen werd ichs wieder sein.

In diesem Sinne eine gute Nacht :).

Sonntag, 17. Oktober 2010

Halbzeit und loslassen

Da habe ich mich wohl mit den Angaben ueber meine Fitness ein wenig zu arg aus dem Fenster gelehnt. Gestern abend, leider vor dem Superhuehnerfrikassee von Birgit in Sahagun, begann mein Magen zu rebellieren und ich verbrachte eine wundervolle Nacht damit, mich wechselweise zu entleeren.

Besonders interessant wird es dadurch, dass ich, um zur Toilette zu kommen, zunaechst aus einem oberen Bett in einer Riesen - und scheisskalten - Scheune im dustern herabklettern musste (mit Pilgerfuessen, die, wenn sie mal zehn Minuten nicht in Gebrauch sind, jedes Auftreten, besonders auf duenne Leiterstufen, uebelnehmen.), um dann ungefaehr dreissig Meter durch diesen dreckskalten Riesenschlafsaal zu gehen, waehrend ich mich schon auf die dreckskalte Klobrille freuen durfte.

Supernacht. Aber eine Gewichtverlustwette, die ich mit Pat und Stefan um einen ganzen Schinken abgeschlossen habe, koennte ich jetzt gewinnen.

Obwohl, die habe ich eh schon gewonnen. Und Pat auch. Weil Stefan naemlich heute in Leon seinen Abschied nimmt und wieder nach Hause faehrt, um sich noch um so allerhand in Ruhe dort zu kuemmern. Schade soweit, wir werden ihn vermissen. Aber freuen wir uns lieber ueber die drei Wochen zusammen. Und den Schinken.

Wie er den fuer Pat nach Florida bekommt, wird noch interessant :).

Genau, Leon...nachdem ich saemtliche Koerperfluessigkeiten in Sahagun losgeworden bin, habe ich mich heute morgen geweigert, zu laufen. Auch nicht nur ein wenig. Ich hatte Fieber, mir war schlecht und ich war annaehrend dehydriert und ausgesprochen mies gestimmt. Da Pat auch grad ein paar Halsschmerzprobleme hat, war es nicht so schwer, die anderen von dem Zweitagessprung nach Leon mit einem Pausentag zu ueberzeugen. Wir laufen jetzt seit drei Wochen durch, da kann man mal ein Wochenende einschieben.

Zur Feier des letzten Abends von Stefan haben wir uns ein schoenes Hotel geleistet und werden, sobald Pat und Birgit aus der Pilgermesse zurueck sind, noch schoen essen gehen. Ich bin auch wirklich muede und derzeit nur ein wenig Paracetamolgedopt, um nicht diese tolle Stadt voellig an mir vorbeirauschen zu lassen.

Morgen gehen wir noch ein paar Langarmsachen kaufen, weil es hier mittlerweile, trotz Sonne und 20 Grad morgens, abends und nachts doch empfindlich kalt wird. Ich will mich ja zu der Scheisserei nicht auch noch verkuehlen.

Cola ole.

Samstag, 16. Oktober 2010

Zitat

Entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so anspreche, aber ich habe das Gefuehl, dass sie mich verfolgen.  Seit vierhundert Kilometern.

Avantiavanti, hurry up. Die machen um vier zu da in Santiago.

Bergfest

Ein marmeladenverschmiertes Hallo aus Calzadilla de la Cueza. Jetzt haben wir runde 400 Kilometer hinter uns und noch ungefaehr die gleiche Laenge vor uns.

Es geht nach wie vor gut, das Laufen auf der ebenen Flaeche, der Meseta, ist ein wenig anstrengender, als das bergige Land. Zu eintoenig fuer die Muskeln, die Fusssohlen, die Sehnen. Gestern, nach der Koenigsetappe von 18 KM am Stueck ohne Rast, war ich schon etwas angefressen. Dass der grosse und der kleine Stefan mit einer Weinflasche im Anschlag auf der Bank vor der Albuerge sassen, half ein wenig.

Dass wir dann die Albuerge links liegenliessen und in ein Hotel am Ort zogen, half noch mehr. Und hier gab es dann das erste vernuenftige Pilgermenue des gesamten bisherigen Weges. Hoffentlich gehts auch bald wieder bergauf...

Die gemeinsame Kocherei am Abend ist aber nach wie vor ein Superbestandteil des Weges. Da wir immer zu viel kochen, bekommen wir immer neue und interessante Menschen an den Tisch und auch etwas zurueck. So wie die Bolognese von Alfio aus Italien, die er unbedingt kochen wollte, nachdem er Gemuesesuppe von uns aufgezwungen bekam. Und so hatten wir dann in der sehr netten Herberge in Villalcaza de Sirga einen tollen italienischen Abend mit knapp zwoelf Leuten.

Eine gute Nachricht: in der Siffherberge von Itero de la Vega sass Abends ein Haufen Menschen zusammen, der sich bereits kannte oder aber noch kennenlernen sollte, trank ein Glaeschen Wein, ass die Schokolade aus den Rucksaecken, Bong aus Korea malte nebenbei.  Nachdem ich mich eine Zeitlang angeregt mit einer Frau unterhielt und sie schliesslich fragte, wie sie eigentlich hiesse, sagte sie "Katharina". Ein paar Synapsen klopften von hinten an die Nase und liessen mich schliesslich fragen: Aber du bist nicht zufaellig die Katharina, die seit Los Arcos meine Sorgensteine traegt?

Was soll ich sagen: Ich hab Eure Sorgen alle wieder. Nur das Datenkabel fuer das Handy ist rettungslos verloren. In Burgos fand ich kein neues, ich versuche es in Leon aufs neue.

Heute gehen wir nach Sahagun.  Die Sonne scheint und es ist ziemlich schoen draussen.

Und jetzt gehe ich zurueck zu meinem Omelette, Birgit und Pat. Bzw. Pampat, wie sie sich selbst nennt, nachdem ich sie anfaenglich immer Pam nannte.

Freitag, 8. Oktober 2010

Colorado oder so

So denn, es gibt ein Internet und ich habe einen Reisefuehrer zur Hand, so dass ich einigermassen nachvollziehen kann, was in den letzten Tagen alles war. Und wo ich undsoweiter. Zunaechst ein paar bloede Nachrichten: Ich habe meinen Bauchbeutel in einer Albuerge liegenlassen und voellig vergessen, dass da das Kabel drin ist, welches mich dazu befaehigen wuerde, Bilder von meinem Handy auf den Computer zu bringen. Bloed was?

Weiter befand sich in dem Taeschchen mein Pilgerausweis mit den ganzen schoenen Stempeln aus den Pyraenen und, was die Sache am furchtbarsten fuer mich machte, drei von den Sorgensteinen, die ich am Cruz de Ferro fuer Euch ablegen sollte. Da der Herbergsvater der oesterreichischen Herberge nicht gewillt war, das ganze Ding mittels des ebenfalls darin enthaltenen Kleingeldes postlagernd nach Burgos zu schicken, habe ich eine deutsche Pilgerin, die ich dort an das Telefon bekam, gebeten, den Pass und die Steine an sich zu nehmen, die Steine, sollten wir uns nicht ueber den Weg laufen, in meinem Namen am Cruz abzulegen, und mir den Pass zuzuschicken. Es geht also nix verloren, Eure Sorgen bleiben noch erhalten und ich sage Euch nicht, welche Steine ich hier noch bei mir habe.

Am Ende ist alles da wo es sein soll. So wie fast ueberall und immer. Gute Erkenntnis. Nur das Kackkabel ist weg. Ich hoffe einfach mal, dass ich in Burgos oder so etwas derartiges kaufen kann.

Heute sind wir in Belorado angekommen. Nach unserem kleinen Luxustrip in Villatuerta wanderten wir weiter ueber Estella nach Los Arcos. Die Jaqueline, die wir in Villatuerta kennenlernten, entspricht uebrigens ungefaehr der merkwurdigen Roxane, die Meike und ich vor drei Jahren trafen. Ein Mensch, der einen einen vorsichtigen Schritt zurueckgehen laesst. Uns erzaehlte sie, sie kaeme aus England, ein paar Irinnen erzaehlte sie, sie kaeme aus Irland, sprach dann aber mit italienischem Akzent. Unserem Wunderitaliener Alberto gegenueber erzaehlte sie, sie kaeme aus Canada....komische Frau. Ich lass das einfach mal so unkommentiert stehen und versuche weiter herauszufinden, warum sie uns immer weiter verfolgt. Bisher schlief sie seitdem in jeder Herberge, in der wir auch waren.

Nach Villatuerta liefen wir bald an dem legendaeren Kloster Irache vorbei, bei dem der Pilger Rotwein aus einem Zapfhahn trinken kann. Der war jetzt fuer geschenkt gar nicht mal so schlecht. Da es aber ungefaehr zehn Uhr morgens war, als ich da vorbeikam, teilte ich mir nur einen kleinen Schluck aus meinem Wahnsinnsfaltbecher, dem tollsten und genauso beklopptesten Teil, welches ich mir fuer die Fahrt gekauft hatte, mit Birgit und latschte dann fuer mich weiter. Meine Laune an dem Tag war deutlich unter null, auch wenn ich ueberhaupt keine Gruende anfuehren koennte.

So geht das hier aber jeden Tag. Ich habe das Gefuehl, dass ich gar keinen Einfluss nehmen kann auf das was kommt. Meine Stimmung ist meist gut, aber es passierte eben auch schon, dass ich einfach vor mich hinschimpfend und quakend den Tag verbrachte und einmal auch etwas heulig. Launen wie Landschaften wuerd ich mal sagen, die wechseln hier auch staendig. Aber da ich unter anderem den Weg auch gehe, um mal wieder ein wenig mehr in Kontakt mit meinen Emotionen zu kommen und einmal nicht so wahnsinnsrational metablickend agieren moechte, lass ich sowas derzeit einfach laufen. Und das Rudel, welches sich so langsam bildet, ist dafuer sehr geeignet und kann mit einer etwas launischeren Ausgabe von mir gut umgehen. Meistens jedoch bin ich wohlgestimmt ;).

Das Rudel, ok, doch noch was allgemeines zwischendurch. Mittlerweile habe ich mit Stefan einen Schritt gefunden, der uns jeden Abend in die gleiche Herberge bringt. Und  Birgit ist nicht mehr wegzudenken. Seit zwei oder drei Tagen (ich weiss das wirklich nicht mehr, wir fingen sie schlussendlich in Logrono ein), hat Pat(ricia) aus Florida, unsere Seniorin mit 65 Jahren bei uns angeheuert. Theresa aus Chicago und Alberto aus Rom sind sozusagen unsere jungen Hunde. Sie laufen ein wenig fuer sich, schnueffeln hier, schauen da Laemmergeburten zu, besichtigen, pfluecken Beeren und sind unberechenbar. Und abends immer da. Theresa ist ein echtes Engelchen und Alberto ist der Wunderitaliener, der tausend Sprachen spricht. Bislang habe ich Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Franzoesisch und Portugiesisch erkannt, er wird sicher noch ein paar mehr drauf haben.

Auf unserem Klassenkaspartag trafen wir Stefan und Regina aus Koeln, die wir in der naechsten Albuerge fingen und welche bis Viana mit uns liefen. Eigentlich wollten sie in Logrono stoppen und nach Bilbao fahren um nach Hause zu fliegen, da sie aber erst am naechsten Tag fliegen sollten und wir ungern auf ihre Gesellschaft verzichten wollten, ueberredeten wir sie, mit uns zu kommen. Das war super!

Also, nach dem Kloster Irache liefen wir bis Los Arcos durch das Weinanbaugebiet Rioja. Am Nachmittag zogen die Wolken zu und wir bekamen ungefaehr hundert Stundenkilometer Gegenwind mit Regen. Der Nachteil daran, nicht mehr im Gebirge zu sein und etwas weiter als drei Kilometer gucken zu koennen ist, dass man den Ort, den man erreichen moechte auch schon sieht, wenn man noch eine knappe Dreiviertelstunde Latscherei vor sich hat. Das kann auf die letzten Meter unglaublich entnervend sein. Das Gefuehl entspricht ungefaehr dem, wenn man nach Hause kommt und dringend auf Klo muss. Wenn man noch lange vorher ist, kann man Stunden ausharren, wenn man die Haustuer sieht, dann wirds eng. Die Fuesse und Muskeln verabschieden sich in dem Moment, wo sie vermuten, dass es nicht mehr lange dauern kann.

Ab heute werde ich die Augen geschlossen halten und meinen Fuessen immer signalisieren, dass es noch zwanzig Kilometer zu laufen sind.

Also, Birgit und ich stapften um Huegelchen herum, im Regen, immer hoffend, dass das naechste Huegelchen Los Arcos auskalbt. Wir mussten lange warten und waren entsprechend geschafft, als wir endlich in der Herberge ankamen. Unterwegs hatten wir David aus Oesterreich eingenommen, der vor ein paar Monaten vor der Haustuer losging und nun auch einige Zeit mit uns gegen wuerde. Regina und Stefan waren da, so dass wir abends zum Paellaessen (Fertiggericht in einer Bar - huaergh, wenn man sich daran gewoeht hat, dass Stefan oder Birgit kochen, kann das ziemlich eklig sein) ein huebscher Haufen waren. Nachdem ich die Bauchtasche, die ich am naechsten Morgen am Bett haengenlassen sollte, in der Bar vergass und zurueckgehen musste, traf ich unterwegs Theresa, Alberto und Javier, was ein grosses Hallo gab. Ich versprach Theresa, sie morgens aus ihrer Albuerge abzuholen und so waren wir am naechsten Tag erneut bereichert.

Vielleicht komme ich jetzt einiges durcheinander. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, liefen wir von Los Arcos nach Viana. Dort war eine schoene grosse Herberge in einem alten Gemaeuer. Da das Essen am Abend vorher so schlecht war, beschlossen wir wieder zu kochen. Bei genauer Zaehlung derjenigen, die wir bekochen wollten, kamen wir schon auf zehn. Also gabs Chili con Carne. Und da wir wieder Mengen fuer zwanzig kochten, bekamen Schweden (ein Ehepaar) und Barcelona (zwei Freunde von dort) auch noch was ab. Stefan, Bine und Birgit feed the world...

Momentan steht Stefan in der Kueche und baut Hamburger, weil Pat so gerne welche essen wuerde.

Bevor allerdings die Fiesta vorbei war und die Laeden oeffneten, trieben wir uns in der Stadt herum und luchsten ein paar Jungens ihren Fussball ab. Diesen traten wir dann, merkwuerdigerweise motiviert ein wenig durch die Gegend, holten die Jungens dann mit zum Spiel und hatten alles in allem recht viel Freude.

Von Viana ging es dann weiter ueber Logroño nach Najera mit Stefan und Regina aus Koeln, guten, wirklich guten Gespraechen, Doña Maria, der Tochter von Doña Feliza, die jahrelang auf einem Stuhl am Wegrand sass und Feigen, Liebe und einen Stempel fuer den Pilgerpass anbot, was die Tochter jetzt macht und dem Ende in einer furchtbaren franzoesisch gefuehrten Albuerge. Staedtisch, also militaerisch Licht aus um zehn, heisst, ins Bett um halb zehn. Und der Hospitaliero hat das ziemlich energisch nachgehalten. Bei Gelegenheit rege ich mich sicher noch einmal darueber auf, aber jetzt im Moment habe ich da wenig Lust zu und langsam Hunger.

Dort mussten wir uns dann am naechsten Tag von der Koelner Bereicherung verabschieden, die nicht mehr mitlaufen konnten und liefen weiter bis Santo Domingo de la Calzada, wo Stefan und ich bei Pinguinen schliefen. Aber dazu ein naechstes Mal mehr.

Ich bin gesund, die Fuesse tun im Rahmen des Ertraeglichen weh, ich habe tolle Gesellschaft und wir haben wohl bald um und bei 250 Kilometer gelaufen. Das ist doch was.

Buen Appetit.

(Dazu noch kurz: gestern hatte unsere Pat irgendetwas von Whiskey erzaehlt, woraufhin wir sie stumpf abfuellten :)). Auch dazu bald mal mehr. Das war ein lustiger Abend).

Samstag, 2. Oktober 2010

Hola aus Villatuerta

Doch der Reihe nach. Gestern liefen wir, den ganzen Tag merklich herumalbernd eine wirklich Pipistrecke. Knapp elf Kilometer wieder von Zaraquiegui nach Puente de la Reina, froehlich Schlager schmetternd. Das Leben kann so schoen sein, wenn die Einwohner des Landes einen nicht verstehen und es voellig normal ist, bekloppt zu sein.

In der ersten Albuerge am Ort, die sich im Keller eines Hotels befand und wirklich sehr komfortable war, mieteten wir uns ganz dekadent ein Vierbettzimmer mit eigener Dusche. Und einer schoenen grossen Kueche. Also, nicht im Zimmer, die lag schon ein paar Meter weiter. Einer kulinarischen Phantasie folgend stuermten wir dann den Ort und kauften alles ein, was man so mit Hunger einkauft. Daraus wurde dann in der Folge ein wahrhafter Schmaus mit Gambas, Spagetti, Salat und Wein, den wir, weil viel zu viel, mit zwei jungen Canadierinnen teilten.

Gekroent wurde der Abend mit dem Babynator auf dem Zimmer auf Sat1, begleitet von
Automatenkeksen, Gummibaerchen, Kinderbueno und noch so Allerlei, was unser Kleingeld und der Automat im Flur so hergaben. Die Klassenfahrt dauerte also bis zum Einschlafen. Supertag. Kindertag. Wandertag.

Stefan und Birgit schnarchen uebrigens beide. Ich habe also mit ihr auch einen richtig guten Fang gemacht. Die Aufgabe hierfuer fuer mich koennte lauten: Gleichmut und tiefer Schlaf. Aufgabe bewaeltigt wuerde ich einmal sagen. Die Tatsache, dass wir grad zusammen laufen, wiegt doch deutlich mehr und solche Kleinigkeiten treten dafuer mal huebsch in den Hintergrund.

Heute morgen entschieden wir dann, dass die taegliche Kilometerleistung mal etwas angehoben werden muesste, weil wir sonst im Dezember noch nicht in Santiago eintroedeln. Und deshalb beschlossen wir, nach Estrella zu laufen. Unsere Reisefuehrer geben hier jedoch voellig unterschiedliche Informationen ueber die Laenge der Strecke. Der eine sagt neunzehn Kilometer, der andere ist schon fast bei vierundzwanzig. Und das ist ziemlich wichtig, bei ungefaehr achtundsechzig Grad im Schatten...

Die Laune war heute ueber den Tag schon deutlich unausgelassener. Jeder von uns stapfte ein wenig fuer sich selbst den Gedanken nachhaengend durch die beginnenden Weinberge des Rioja. Wunderschoene Gegend wenn einem nicht grad das Hirn nebenbei geduenstet wird.  Schlecht war die Stimmung jedoch nicht. Nur entspannt und individuell.

Als wir in Lorca an einem Brunnen jeder auf einer eigenen Bank liegend versuchten, wieder auszukuehlen, entschieden wir uns dann doch fuer die vier Kilometer kuerzere Variante und landeten hier. In  Villatuerta. Die Albuerge ist der Wahnsinn. Man fuehlt sich wie in einer Hippiekommune. Gefuehrt wird das Haus von Brasilianern. Es riecht ueberall nach Raeucherstaebchen. Draussen auf der Terasse haengen Haengematten zum chillen, es gibt eine Superkueche, die vollstaendig ausgeruestet ist, inclusive Kartoffeln, Obst, Gewuerzen undundund, es gibt tolle Duschen und einen Raum mit lauter Toiletten hinter Vorhaengen. Das Klopapier muss man sich am Eingang von einer Riesenrolle mitnehmen. Wie ich das finde, weiss ich noch nicht, zumal natuerlich auch alles nicht nach Geschlechtern getrennt ist. Aber was hier rumlaeuft, scheint ganz nett.

Nach der guten Kocherfahrung von gestern, hat sich heute Stefan in die Kueche gestellt und eine tolle Gemuesesuppe gezaubert. Und weil die Menge mal wieder deutlich ueberzogen war, haben wir Jaqueline und Alberto, denen wir schon ein paar Mal auf dem Weg begegnet sind, eingeladen. Die arme Jaqueline ist total von Wanzen zerstochen. Sie glaubte, dass es in jeder Herberge welche gaebe. Wir haben sie dann zart darauf hingefuehrt, dass es sein koennte, dass sie ihre eigenen Wanzen mitbringt und diese jede Nacht aufs neue fuettert.

Jetzt hat sie all ihr Hab und Gut in den Trockner gepackt und heizt den Biestern ordentlich ein. Die ist aber auch zerstochen. Und allergisch. Sie sieht ziemlich schlimm aus. Vorhin erzaehlte sie, dass sie ganz naiv in St. Jean mit mehr als zwanzig Kilos auf dem Ruecken startete. Mittlerweile hat sie dann doch deutlich ausgeduennt. Alberto aus Rom hat das gleich am Anfang anders geregelt. Dem ging naemlich am zweiten Tag der Rucksack kaputt, so dass er all sein Habe im Arm in den naechsten Ort mit Rucksackverkauf tragen durfte. Ich schaetze, er hat sich schon mal weniger albern gefuehlt als in der Situation.

Und jetzt sitzen sie alle draussen auf der Terasse, trinken Bier, Wein und Brause, und lassen den Tag schoen ausklingen.

Mein Knie macht nur noch nach wirklich bloeden Abstiegen Mucken. Das kommt auch noch das eine oder andere Mal vor, ich hatte mich zu frueh gefreut, aber gegen das was war, ist das jetzt Zucker. Als weiteres Handycap hat sich mein Koerper jetzt eine Ansammlung von Aphten auf der Zunge einfallen lassen. Das tut so weh, dass ich teilweise weder sprechen noch essen oder atmen moechte und die ganze Zeit die Zunge wie eine behinderte Katze heraushaengen liess.

Mittlerweile habe ich mir aber in der Apotheke eine Creme fuer zahnende Babys gekauft und erfreue mich nun einer erbaulich betaeubten Zunge und sabbel die anderen beiden weiterhin zu.

Ansonsten denke ich schon viel mehr als in den ersten Tagen. Was genau, das wuerde hier ein wenig zu weit fuehren. Ich bin immer wieder verwundert, was ein Mensch so leisten kann.

Wir sind schon Wundertiere.

Apropos Tiere: hier laeuft ein Hund rum, der ungefaehr so gross ist wie ein Kalb. Was fuer ein Tier. Ich wusste ja, dass Doggen gross werden, aber so...

Wow.

Freitag, 1. Oktober 2010

Nur ganz kurz

ich lebe noch. Mein Knie ist zwar ein wenig meckerig, aber deswegen haben wir nun zwei kurze Etappen eingelegt. Derzeit sitze ich in einem Cafe ca. sechs Kilometer vor Puente de la Reina, wo die Wege zusammenkommen.

Ab jetzt gehts mehr geradeaus. Den letzten wirklich bloeden Abstieg haben wir eben hinter uns gebracht. "Wir", das sind Stefan, Birgit aus Koeln und ich. Wir bilden derzeit die Klassenkasperrunde in der Pilgerklasse und fallen den anderen Pilgern auf den Wecker. Nach der ganzen Alleinlauferei ist das lustigerweise eine echte Erholung. Man laeuft doch viel kurzweiliger, wenn man jemanden zum spassen hat.

 Naeheres spaeter. Jetzt wollen wir unbedingt zuende laufen und in Puente ganz dringend Scampis kaufen.

Pilgermenues haben naemlich mittlerweile die Qualitaet von Autobahnraststaettenessen abends um zehn. Mit Altoel. Aus der Mikrowelle. Gestern in unserer Herberge gabs Lasange aus Katzenfutter. Mit Kaese aus der Tube (Glaub ich).

Bananen sind uebrigens total lecker! Echt.

Mittwoch, 29. September 2010

Morgens halb fuenf in Spanien

...mit einem Gratisinternet und dem dringenden Wunsch zu schlafen. Geht aber leider nicht. Stefan hat gestern Abend wie von Gotteshand geleitet,  in der gleichen Albuerge eingecheckt wie ich, und hat direkt das Bett ueber mir bekommen. Obwohl  er grade gar nicht so viel schnarcht, liege ich trotzdem in den Zeiten, in denen er es nicht tut, wach, und warte darauf, dass es wieder losgeht. Unglaublich bescheuert wie ich finde. Dabei bin ich echt ganz schoen muede. Aber gut, vielleicht gibt es auch andere Gruende fuers wachliegen. Auch ganz unphilosophisch. So kann ich Euch noch eine kleine Anekdote von gestern erzaehlen:

Nachdem ich Stefan gesten Abend in meinem Zimmer fand, gingen wir um die Ecke zu einem kleinen Fluesschen, um einen Happen zu essen. Ich war gesaettigt und Stefan vergnuegte sich damit, erst eine superscharfe eingelegte Peperoni zu essen, daraufhin fast in Ohnmacht zu fallen, um sich direkt danach die naechste Peperoni in den Mund zu stecken und ueberraschenderweise wieder lustige Geraeusche von sich zu geben wie hmmmmpfffffuuuuuhooooooooorrrrggghhhh, und einen Kopf zu bekommen, den man normalerweise nur von Tom und Jerry kennt. Sowas in rot mit Dampf aus den Ohren.

Waehrend er sich also mit Maennerkram beschaeftigte, pirschte sich ein Hund von hinten an unsere Bank und klaute Stefan sein ganzes Baguette. Dieser war nun aufgrund seiner Peperonispielereien etwas handlungsunfaehig und musste dabei  tatenlos zusehen. Ich sass sowieso nur noch halb auf der Bank und rang nach Fassung und Luft. Hilfe war da von mir nicht zu erwarten.

Nun beschloss Stefan, das Brot nicht kampflos aufzugeben und lief los, um den Hund mit einer Chorizo, die er entbehren konnte, abzulenken. Was soll ich sagen, der Hund wurde ziemlich boese und frass schlussendlich sowohl das ganze Brot, als auch die Wurst, um die es ja eigentlich gar nicht ging.

Wirklich, ich hab mich schon schlechter amuesiert. Und jetzt gehe ich zurueck in mein kuehles Mehrbettzimmer, und versuche noch ein Stuendchen zu ueberbruecken.

Gaehn.

Dienstag, 28. September 2010

Wenns wehtut noch fuenf Kilometer

Zunaechst einmal fuer alle, die sich, ebenso wie ich, um Stefan sorgten: Er ist dann gestern doch noch gegen 18.00 Uhr wohlbehalten und etwas besser gestimmt als sein Zustand es normalerweise zugelassen haette, eingetrudelt. Das ist wohl das Adrenalin gewesen, auf welches ich heute einmal wieder vergeblich wartete.

Wenn jemand noch glaubt, dass der Jakobsweg  ueberschwemmt ist von deutschen Kerkelingpilgern, der irrt. Deutsche traf ich zwar, noch sind sie allerdings deutlich in der Minderheit. Gestern Abend assen wir mit zwei Amerikanern, von denen es hier eine Menge gibt. Ganze Gruppenreisen finden hier statt. Die beiden von gestern, nennen wir sie Jack und Jennifer (weil sie naemlich so heissen), sind um die vierzig und haben in Florida alles verkauft was sie besassen und reisen nun nur noch. Dann waren da Bogdil und Berit aus Norwegen, zwei Frauen um die sechzig bis fuenfundsechzig, recht witzig und genauso trinkfest, wie man es von einem Norweger erwartet. Mit den beiden und einer Pam aus Amerika und einer Sue aus Australien zimmerte ich mir dann gestern noch oertlichen Likoer in die Birne.

Einmal aus Erleichterung "weil" Stefan wieder auftauchte, und zum zweiten aus Notwehr, denn natuerlich bot ich ihm das zweite Bett meines Zimmers im "Casa Sabina" an und nahm damit in Kauf, genau das zu bekommen, was ich mit dieser Extrawurst vermeiden wollte: mit Schnarchern in einem Zimmer zu liegen. Aber was tut man nicht alles fuer Freunde und aus Freude.

Nun gut, Stefan hat tatsaechlich wenig Schlafgeraeusche fabriziert diese Nacht und ich war sowieso leicht angetrunken, Thor und Freya sei Dank.

So, weiter, was laeuft hier noch rum....Canada, ziemlich viel Canada. Italien, Irland, Korea, Japan und natuerlich Spanier. Auch Franzosen. Und Schweden. Eine ganze Reisegruppe voller Schweden. Und Spanier. Aber das versteht sich ja von selbst.

Gestern war ein schoener Abend mit lecker Essen und dem einen oder anderen Getraenk. Heute morgen startete ich dann zum naechsten Gang nach Zubiri. Um nach dort zu gelangen, musste man den Berg, den wir am Vortag hinauf und teilweise wieder hinunter liefen, noch weiter hinunter laufen. Fakt ist, huegelig tut weh und die Rolling Stones kommen aus Spanien. Die Bergabwege sind alle voll mit Geroell, es ist unglaublich steil, und als ich dachte, jetzt fallen meine Fuesse ab, kam das Schild, dass ich noch fuenf Kilometer vor mir haette.

Zur Erholung gabs aber auch ein paar "kleine" Bergaufgaenge. Ich will Euch nicht langweilen. Es ging bergab und bergauf, es war geroellig und es hat wenig Spass gemacht. Ein guter Tag, um sich selbst und seine koerperlichen Grenzen kennenzulernen. Unglaublich intern merkt man direkt, wie die Muskeln wachsen, sich winden, meckern, die Blasen sich langsam wieder aufschuppern und der Koerper dringend nach etwas Essbarem verlangt...ganz interessant. Solltet Ihr auch mal machen. Morgen biete ich meinen Waden das "Du" an.

Ansonsten stellt Euch einen Tag hier wie folgt vor: Losgehen, einen Radpilger mit einem Santiago-Schild fotografieren. Dem Radpilger einen guten Weg wuenschen und einen guten Weg gewuenscht bekommen, als er schliesslich an einem vorbeifaehrt. Einen Radpilger anlachen, weil ihm der Reisefuehrer vom Rad gefallen ist. Einen guten Weg wuenschen. Aktiv und passiv. Den Radpilger auslachen, der erneut zuruecklaeuft, weil er schon wieder das Buch verloren hat. Ihm vorschlagen, dass er dann doch auch gleich laufen koennte. Einem Radpilger einen guten Weg wuenschen. Laufen. Laufenlaufenlaufen. Die Norwegermaiden treffen und bis zu einer Bar geleiten (zum Fruehstuecken!) nicht hungrig sein und weiterlaufen. Von einem spanischen aelteren Herrn auf meinen Wanderstab angesprochen werden. Den erklaeren. Einem spanischen Ehepaar, welches mir uebersetzt was der alte Herr sagt, auch diesen Wanderstab erklaeren. Ueblicher Smalltalk. Bis Santiago? Ja, guten Weg.

An aelterem Paar um die siebzig vorbeilaufen. Laufenlaufenlaufen. Aus der Wasserflasche trinken. Von dem canadischen Ehepaar ueberholt werden, gruessen, laufenlaufen, das Ehepaar aus Toronto ueberholen, kurz schnacken und laufenlaufenlaufen, von dem eigentlich aus England stammenden Paar, welches nach ihrer Hochzeit vor vielen Jahren nach Canada emigriert ist, ueberholt werden. Man lernt hier mit jedem Schritt seine Mitmenschen kennen.

Sich den Berg hochkaempfen. Von einem recht frisch anmutenden Spanier ueberholt werden, welcher mich angrinst und "Hola Bine" sagt. Oh, das war der eine Teil des spanischen Ehepaares, welchem ich den Wanderstab erklaerte (hier fuer alle: Ein superschoener Wanderstab, Haselnuss glaub ich,  gebaut von meinem Cousin Matthias, oben ist ein GlaubeLiebeHoffnung-Zeichen eingebrannt, weiter unten fuer die Heimat das Hamburgwappen und noch weiter unten stehe ich, also "Bine". Superstock!) Guten Weg wuenschen, weitergehen. Javier und Belem ueberholen, von ihnen ueberholt werden. Als ich nach einer weiteren Steigung langsamer und wackeliger werde und ernsthaft ueber eine Pause nachdenke, stehen sie an der naechsten Ecke wartend und fragen, ob alles gut sei. Ja sagen, dankbar sein, weiterlaufen.

Und dann bergab gehen. Meike, Du erinnerst Dich sicher beim letzten Mal an den Abstieg. Das war Mist. Und heute wars auch Mist. Ich habe in der ersten Albuerge des Ortes eingecheckt  und meine Fuesse ein wenig geschont. Jetyt werde ich nach einer erfrischenden Dusche, ein Picknick und meine Wasserflasche greifen und schauen, was hier sonst noch so rumlaeuft. Wenn ich Glueck habe, finde ich auch noch Blasenpflaster und lauter so Zeug. Und ich werde mir schoene fette Chorizo genehmigen. Mjam.

Ich hoffe, dass der Tag noch viel Freude bringt. Die Sonne scheint, es ist warm und Zubiri scheint ein nettes Oertchen zu sein. Entschuldigt das etwas Wirre, aber wenn man den ganzen Tag gar nix denkt, und dann auf einem Mal an alles denken soll, dann kommt auch alles auf einmal. Vielleicht kann ich mich in einem der naechsten Posts etwas besser strukturieren.

Ole!

Montag, 27. September 2010

Holy Shit!

Wieder einmal in Spanien und wieder einmal muss man sich mit den oertlichen Tastaturen auseinandersetzen. Das "y" wird hier anscheinend doch etwas oefter benutyt.

Ich bin in Roncesvalle. Aber fangen wir doch einmal am Anfang an. Wie Stefan und ich schon auf der Herfahrt im Auto beschlossen: So ein Jakobsweg ist nur "richtig", wenn man die ersten 2000 Kilometer mit dem Auto gefahren ist. Samsag frueh starteten wir hochmotiviert und ohne, dass die Idee des Wanderns auch nur ansatzweise bei uns angekommen waere, durch.

Halt, doch. Durch Stefans tatkraeftige Mithilfe konnte ich bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag typisches Alberguenfeeling geniessen. Denn obwohl er knapp vierzehn Meter entfernt auf der Wohnzimmercouch schnorchelte, wachte ich von dem Schnarchen auf. Hurra. Es leben Schlafsaele.

Auf dem Weg nach Frankreich unterhielten wir uns mit dem typischen BineStefanUnsinn. Mit Stefan unterwegs zu sein, ist schon irgendwie eine Freude. Nur wenige haben ein dauerhaft latentes Beduerfnis, mich zu veraeppeln. Er hat. Also, wir hatten Spass.

In Frankreich war es dann etwas schwer, eine Uebernachtungsmoeglichkeit ausfindig zu machen. In der Naehe von Vichy wurden wir schliesslich spaet in der Nacht fuendig. Das Zimmer war zwar klein, roch schlecht und das Wasser roch noch schlechter, aber es war besser, als im Schlafsack im Kombi zu naechtigen. Und so kamen wir Sonntag nachmittag wohlgestimmt und ausgeruht in Saint-Jean-Pied de Port an.

Und liefen los. Eigentlich ziemlich direkt. Einmal zum Pilgerbuero und dort einen Pilgerausweis besorgen, der nette Herr reservierte uns dann noch eine Schlafmoeglichkeit fuenf Kilometer bergan, und dann liefen wir rumalbernd los. Es hatte sich immer noch nicht so recht zu uns vorgearbeitet, dass wir jetzt tatsaechlich losgehen...

Aber ungeachtet dieser Tatsache taten wir es. Und zwar bergauf. Immer bergauf. Ich kaempfte, Stefan kaempfte noch mehr. Auch wenn ich mir jetzt Lorbeeren anziehe: einzwei Konditionen bin ich ihm voraus.

Die Uebernachtung war ok. Was mich am dritten Tag doch etwas mehr stoerte als sonst, war das Schnarchen. Ja, ich hatte Oropax. Sogar die ganz teuren aus Silikon. Und die sind total scheisse. Man hoert alles. Nur etwas dumpfer. Da kann man sich diese Bloeddinger vollstaendig in die Gehoergaenge pressen, man hoert alles. Ich werde als naechstes versuchen, die Wachsteile zu bekommen...

Fruehstueck gabs in dem Refugium um halb acht. Das sind Fruehaufsteher, die Franzosen...Stefan nicht. Nachdem ich Sonntag und Montag die "Mama" machte und in regelmaessigen Abstaenden "auuuuuufstehen" saeuselte, Ohren kraulte und wartete, hatte ich heute morgen keine Lust mehr. Davon mal ganz abgesehen ging Stefan mein ueberfuersorgliches Gekuemmere bestimmt schon total aufn Sack.

Was heisst "bestimmt". Es ging. So sagte ich dann also heute morgen nach dem zweiten Wecken, dass ich in jedem Fall losgehe, ob mit ihm oder ohne ihm. Und das war sicher eine gute Idee. Ich bin noch etwas schneller und habe tatsaechlich noch ein so leichtes Wettlaufempfinden. Haerterschnellerbesser. Kennt Ihr gar nicht von mir, was? Ich auch nicht.

Also drehte sich Stefan heute morgen noch einmal um und ich machte mich an den wirklich unmenschlichen Aufstieg in den Pyraenaen. Seid Ihr schon einmal vier Stunden am Stueck mit elf Kilo Gepaeck eine Steigung gegangen, bei der Ihr normalerweise nach zehn Minuten sagt: Uiuiui? Stellt Euch das mal vor ueber einen Zeitraum von vier Stunden. Und dann hatte ich noch nicht einmal etwas zu Essen dabei. Nur die Ausdauerlutscher von Sandra, die ich uebrigens alle in meiner Not wegnagelte. Ausdauerlutscher oder tot.
So fuehlte ich mich. Wenn ich vorwaerts ging. Wenn ich mich umdrehte, schaute ich immer auf eine Wahnsinnslandschaft. Sobald ich kann, stelle ich ein paar Fotos ein.

Und jedes Mal dachte ich: Wow, das bist du hochgelaufen. Und jedesmal wollten meine Beine auf der Stelle den Geist aufgeben. Wechselweise war es drecksheiss, dann blies wieder ein irrsinnig kalter Wind. Jacke an, Jacke aus. Und immer Rucksack runter, Rucksack rauf. Rucksack runter, Rucksack rauf. Waewaewaewaewae.

Und ungefaehr achtzig Mal dachte ich: Nee, das hab ich mir so nicht vorgestellt. Weiter habe ich ehrlich gesagt gar nix gedacht. Jedes Mal wenn ich dachte, "das war jetzt der hoechste Punkt", gings um die Ecke noch weiter bergauf. Und dann kam die gleiche Scheisse in runter. Nur viel steiler.

Zum Glueck gab es einen Alternativweg. Zwar vier Kilometer laenger als der fusszerstoerende Weg, aber das war mir der Spass wert. Ich habe trotzdem an beiden Fersen furchbare Blasen (pfffh, ich haette die Stiefel vielleicht doch eher einlaufen sollen nach ein paar Jahren der Nichtnutzung).

Kurz vor Roncesvalle habe ich dann beschlossen, dass ich ueberhaupt keine Lust habe auf einen riesengrossen Schnarchsaal. Googelt mal "Roncesvalle, Scharchsaal, Abtei". Ich hatte die letzten drei Naechte Geschnarche. Heute habe ich mir fuer etwas mehr Geld ein Zimmer in der "Casa Sabina" (passend, nech?) genommen. Um sieben gibts ein Pilgermenue und Stefan habe ich immer noch nicht zu Gesicht bekommen. Ich hoffe, er hat den Aufstieg geschafft und ueberlebt und ist immer noch motiviert.

Der Aermste hat sich naemlich als zusaetzliches Handycap einfallen lassen, dass er Freitag abend mit dem Rauchen aufhoert. Deswegen wohl auch die unglaubliche Muedigkeit jetzt.  Wie gesagt, hoffentlich sehe ich ihn heute noch und muss ihn nicht irgendwo auf dem Pass waehnen...

Ein Fazit a la Kerkeling gibts nicht heute. Wenn, dann heisst es "Aua, heilige Scheisse".

In diesem Sinne: Aua, Buen Camino, die Berge sind geschafft. Ab jetzt kommt der Kindergeburtstag!?

Wir werden sehen.

Freitag, 24. September 2010

`luja sog I

"Herrjeh", "Achgott", "Himmelherrgottsakra", "Jeeeesus", "Achduliebegüte"!!


.... ich muss üben. Einmal fürs Alter, denn leises Vormichhinlamentieren ist etwas, was ich mir für mich als Altbine super vorstellen kann, und ich werde in diesem Jahr immerhin schon vierzig, und zum anderen, weil ich morgen einen neuen Anlauf auf den Jakobsweg nehme, und mich dafür noch  mit dem richtigen Vokabular eindecken muss. Ich kann ja nicht im heiligen Jahr durch Spanien latschen und zu meinen wehen Füßen einfach nur "auaauaaua" sagen. Neinnein, richtiges Pilgerjammern will wohl überlegt sein.

An meinen Erlebnissen auf dem Weg möchte  ich Euch nach alter Manier nach bestem Wissen und Gewissen teilhaben lassen, was ein Grund für dieses neue Blog ist. Der andere Grund ist viel banaler: Ich habe das Kennwort für mein altes Blog vergessen und das Kennwort für die Mailadresse, welche mich mit neuen Kennwörtern versorgen sollte, auch. Alles weg. Heilige Scheisse, das war vielleicht eine Überraschung, herrjehundsoweiter.

Aber man muss loslassen können. Deswegen, Kuehlesblondes, ruhe in Frieden. Wie jede anständige Vergangenheit kann ich Dich weder ändern noch löschen. Warum auch. Du hast mir lange Zeit viel Spaß bereitet. Und herzlich willkommen, etwas älteres Kuehlesmittelblondes, auf dass wir genauso viel Spaß haben werden. In Spanien und sonstwo.